Website builder vs Pinegrow für WordPress

Hast du schonmal Pinegrow ausprobiert um damit eine WordPress Website zu gestalten? Kann es sein, dass du ziemlich schnell frustriert aufgegeben hast? Mir ging das jedenfalls so!

Wenn du gewohnt bist, mit einem Pagebuilder wie Oxygen oder Bricks zu arbeiten, dann mag  das Arbeiten mit Pinegrow für dich durchaus eine Herausforderung sein. Ist man die Arbeit mit einem Pagebuilder gewohnt, fühlt es sich an, als würde Pinegrow alles auf den Kopf stellen. Das ist so, weil es in beiden Fällen einen sehr großen Unterschied bei der Herangehensweise an ein Projekt gibt.

Viele geben daher irgendwann auf und kehren wieder zum vertrauten Pagebuilder zurück. 

Das ist schade und verhindert, dass mehr Webentwickler sich mit Pinegrow beschäftigen und Freude daran haben.

Ich selbst habe 3 intensive Versuche gebraucht, bis es bei mir Klick gemacht hat. Auch wenn ich immer noch Projekte mit Bricks umsetze, greife ich immer häufiger zu Pinegrow. Und – wie wir noch sehen werden – schließen sich die beiden auch nicht gegenseitig zwingend aus!

Warum kann der Einstieg in Pinegrow so hart sein? Folgendes zu verstehen ist sehr wichtig: Pinegrow ist überhaupt nicht als Pagebuilder gedacht und will auch nicht mit ihnen konkurrieren. Vielleicht wird das zu oft missverstanden. Ich versuche die prinzipiellen Unterschiede im Folgenden deutlich zu machen.

Pagebuilder vereinfachen und beschleunigen die Arbeit sehr stark. Oft kümmern sie sich bereits um die grundlegende Darstellung der Seite und legen Bereiche fest, die man einfach per Drag und Drop mit Elementen versehen kann.

Etwas vereinfacht ausgedrückt: Bei der Arbeit mit Oxygen, Bricks oder Elementor sind viele oft verwendete Komponenten wie zum Beispiel Spaltenlayouts, Akkordion, Iconboxen oder Slider bereits vorgefertigt und können einfach zur Seite hinzugefügt werden. Dann kann man sich um die Anpassung des Designs kümmern und eine Menge von Einstellungsmöglichkeiten erlauben die Konfiguration der Elemente. 

Diese Pagebuilder bringen also einen hohen Grad an Komfort. Bricks und Oxygen erlauben gleichzeitig weitreichende Kontrolle über HTML und CSS. Bricks hat ein Hook-System mit dem Entwickler mit einigen Zeilen Code eingreifen können. Dazu muss man jedoch die Bricks Dokumentation studieren und sich mit PHP Code ein bisschen auskennen. Für Webentwickler ist das sehr interessant, wenn es darum geh, besondere Anforderungen umzusetzen.

Zusätzliche Abstraktionsebene

Die Abstraktion die ein Pagebuilder zu WordPress hinzufügt hat nicht nur Vorteile. So sind gewisse Standard-Funktionen von WordPress entweder komplett abgeschaltet – Oxygen deaktiviert zum Beispiel das Theme-System – oder manche Dinge funktionieren anders als das bei WordPress normalerweise der Fall wäre. Will man nun manuell etwas anpassen, muss man die Besonderheiten des Pagebuilders kennen. Wenn man Glück hat, ist das in der Dokumentation alles vernünftig erklärt.

Man erkauft sich mit einem Pagebuilder also eine gewisse Komplexität, die zum Basis-System von WordPress hinzugefügt wird und mit der man umgehen muss, wenn Sonderwünsche auftreten, die der Pagebuilder nicht leisten kann. Bleiben wir bei Bricks: Bietet Bricks einen Platzhalter für einen dynamischen Wert nicht von Haus aus, dann muss man sich diesen Platzhalter mit Bricks-spezifischem Code erst selbst bauen. Möglicherweise braucht es nur den Aufruf einer simplen WordPress Funktion. Doch man muss diese Funktion in eine Bricks-Funktion packen, um den selbst gebauten Platzhalter dann innerhalb von Bricks nutzen zu können. 

Bei den meisten Projekten wird sowas nicht nötig sein – aber dies soll hier mal als konkretes Beispiel genannt sein. Immerhin hat Bricks eine recht gut dokumentierte Schnittstelle für Entwickler. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Abhängigkeiten zu Drittanbietern

Ein weiterer Punkt ist vielleicht noch etwas wichtiger, wenn es um das Hinzufügen von Komplexität zum Basis-System geht: Viele Webdesigner nutzen ja nicht nur den Pagebuilder Ihrer Wahl, sondern dazu noch mehrere Plugins weiterer Anbieter, die den Pagebuilder um Funktionen oder Elemente erweitern. 

Damit entstehen ziemlich schnell Abhängigkeiten, die im Laufe der Zeit bei Updates zu Problemen führen können. Das ist vielleicht nicht so tragisch, wenn man sich nur um eine Website kümmern muss und alle paar Monate mal ein Fehler nach einem Update zu beheben ist. Doch wenn du professionell für deine Kunden Websites erstellst und diese aktuell hältst, kann es sehr zeitaufwändig und ärgerlich sein, wenn nach einem Update viele Websites plötzlich fehlerhaft sind.  Natürlich macht man Updates auf einem Testsystem und nicht Live. Aber stell dir vor du musst bei zehn, zwanzig oder mehr Websites plötzlich die Zeit investieren und Fehlerbehebung machen. Das kann sehr schnell zu schlaflosen Nächten führen…

Natürlich nutzen wir alle Plugins um WordPress zu erweitern. Das ist klar. Es ist jedoch klug, die Menge der verwendeten Plugins möglichst klein zu halten. Ich persönlich finde es auch nicht okay, wenn durch Updates das CSS oder JavaScript verändert wird, auf das ich mich im Frontend der Website verlassen muss. Es gibt keinen Grund, CSS oder JavaScript einer Live-Website zu verändern, solange nicht von mir als Entwickler absichtlich Design- oder Funktionsänderungen vorgenommen werden. Wenn das Design einer Website fertig ist, ist es fertig. Optimal wäre es, wenn alle Plugins die nur während der Entwicklungszeit gebraucht werden, vor dem Live-Schalten einfach deinstalliert oder wenigstens auf ein Minimum reduziert werden könnten. Das ist jedoch nicht möglich. Leider haben Pagebuilder-Updates schon öfter zu defekten Websites geführt. 

Wenden wir uns Pinegrow zu. Ich habe es schon gesagt: Pinegrow ist überhaupt nicht als Pagebuilder gedacht. Statt dessen ist Pinegrow zu allererst eine visuelle Entwicklungsumgebung für HTML und CSS. Außerdem erlaubt es die Erstellung von JavaScript basierten Animationen.

Für uns interessant ist, dass Pinegrow mit einer Erweiterung zur Erstellung von WordPress Themes und WordPress Blocks zu haben ist. Eigentlich ist Pinegrow eine Desktop-Anwendung, wahlweise für Windows, Mac OS oder Linux. Seit einiger Zeit gibt es aber auch ein WordPress Plugin, das fast exakt wie die App im Browser verwendet werden kann.

Pinegrow ist kein Page builder. Was denn sonst?

Wenn Pinegrow für WordPress also kein Pagebuilder ist, was ist es dann?

Pinegrow für WordPress ist ein Them Builder. Du kannst damit WordPress Themes erstellen. Pinegrow ist auch ein Block Builder – du kannst damit echte Gutenberg Blocks bauen. Das Besondere ist, dass du völlig frei in der Gestaltung bist. Alles was mit HTML, CSS und JavaScript machbar ist lässt sich mit Pinegrow umsetzen. Dabei kannst du fließend zwischen visueller Gestaltung oder dem Schreiben von Code wechseln. Code und visuelle Darstellung sind jederzeit synchron. Es gibt keine abstrakte Zwischenschicht wie zum Beispiel eine Datenbanktabelle in der die verwendeten CSS-Klassen gespeichert werden. Alles steht im Code: in HTML, CSS, JavaScript und PHP.

Kombinierst du ein von dir selbst gebautes Theme mit eigenen Gutenberg Blocks, erhälst du damit eine komplette individuelle Website. Natürlich spricht nichts dagegen dies mit weiteren hochwertigen Plugins zu erweitern. Doch die Anzahl der nötigen Plugins wird fast automatisch reduziert.

Auch wenn Pinegrow zum jetzigen Zeitpunkt nur minimale Unterstützung für Blockbasierte Themes bietet (sogenannte FSE Themes), kannst du damit auch solche Themes erstellen. Es sind dir überhaupt keine Grenzen gesetzt. Du entscheidest, ob du ein Classic- oder FSE Theme bauen willst.

Jetzt endlich kommen wir zum allergrößten Unterschied zwischen Pagebuildern und Pinegrow: Du muss wissen, wie WordPress funktioniert. Pinegrow versteckt keine Komplexität. Es bietet dir aber Hilfsmittel um WordPress-Funktionen in dein Design einzubauen. Statt dass du den PHP Code selbst tippen musst (was du aber tun könntest), generiert Pinegrow diesen Code für dich. Du kannst dir den produzierten Code jederzeit ansehen. Ich persönlich habe so viel über WordPress und die Funktionsweise von Themes gelernt.

Statt dass du nun die Abstraktionsebene eines Pagebuilders lernen musst, lernst du direkt mit WordPress zu arbeiten. 

Und nicht zuletzt: Dein mit Pinegrow erstelltes Theme und deine Blocks haben keine Abhängigkeiten zu Drittanbieter-Plugins, sofern du sie nicht selbst einbaust. Du kannst das Pinegrow Plugin komplett entfernen, oder die Pinegrow Desktop-Anwendung löschen, wenn die Website fertig ist. Dein Theme oder Plugin funktionieren unabhängig davon. Der generierte Code kann problemlos weitergegeben und unabhängig von Pinegrow weiterentwickelt werden, wenn nötig. Kein Vendor-Lock-in. Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal!

Fazit

Lass uns das nochmal kurz zusammenfassen:

  • Pagebuilder erlauben eine sehr schnelle visuelle Arbeitsweise. Einzelne Seiten können direkt im Builder gebaut werden. Dadurch vermischt sich aber Inhalt und Design fast zwangsläufig – das zu vermeiden verursacht Mehraufwand.
  • Mit Pinegrow erstellst du ein Theme und Blocks. Du konzentrierst dich auf Design und Funktion. Inhalte kommen später. Mit den Pinegrow Hybrid Blocks hast du echte dynamische Komponenten. Design und Inhalt sind getrennt.
  • Pagebuilder bieten viele fertige Elemente, die einfach zu benutzen sind
  • Mit Pinegrow kannst du z. B. Bootstrap oder Tailwind nutzen, aber eigentlich baust du alles mit HTML und CSS
  • Pagebuilder fügen eine abstraktionsebene zu WordPress hinzu, die auch über den Zeitraum der Website-Erstellung hinaus zu Abhängigkeiten führt
  • Pinegrow arbeitet direkt auf WordPress-Ebene. Du arbeitest mit WordPress. Punkt. Kein Vendor-Lock-In

Video zum Artikel